Wie wurde ich in diesem Leben empfangen?

Wie war das Freudenfest über deine Ankunft?

Es wird geplant, verhütet, künstlich gesteuert. Die Empfängnis ist eher eine medizinische Angelegenheit geworden und hat viel von ihrem Geheimnis und ihrer Intimität verloren. Manchmal gibt es eine Überraschung – ein Kind kündigt sich an und wir spüren die Freude, die Harmonie und das tiefe innere Glück im Einklang mit der Natur zu sein, unsere Bestimmung, unsere Erfüllung und unsere Kraft gefunden zu haben und das Leben weiter zu geben.

In allen Zeiten und Kulturen gab und gibt es Mythen und Rituale um die Empfängnis, um die Fruchtbarkeit des Bodens und der Lebewesen, besonders der Pflanzen und um die Empfängnis bei Tieren und Menschen. Dieses Zusammenspiel von Wachsen und Gedeihen, von Werden und Vergehen ist in unserem Wissen und den Traditionen tief verankert. Schon immer haben sich Menschen damit beschäftigt, wie und wann Kinder geboren werden, welchen Einfluss der Mond dabei hat und wodurch Schwangerschaften unterstützt oder vermieden werden können. Dabei haben Pflanzen und Sexualpraktiken eine grosse Rolle gespielt.

Was passiert mit den Frauen, den Kindern, den Männern, wenn die innere Weisheit, Intuition und Einbettung in die Gesetze der Natur ersetzt wird durch ein geplantes, vorgefertigtes Konzept, das weitgehend von aussen gesteuert wird? Sicherlich hat es auch früher viel Leid gegeben um die Fruchtbarkeit, die Geburt und die frühkindliche Entwicklung. Nur machen wir uns häufig nicht klar, was dieses bloss kein Risiko eingehen, für unsere Seele, Gefühle, Wahrnehmungssysteme und für unsere Gesundheit bedeutet.

Wenn ich zu einem Empfang gehe, für mich ein Empfang ausgerichtet wird.

  • Was erwartet mich?
  • Worauf hoffe ich?
  • Freut man sich auf mich?
  • Werde ich erwartet?
  • Wie werde ich erwartet?
  • Froh?
  • Freudig?
  • Herzlich?
  • Wie haben sie sich auf mich vorbereitet? 

Guter Hoffnung sein, in froher Erwartung sein, waren früher Ausdrücke für Schwangerschaft.

Heute heisst es eher:

  • Hat es geklappt?
  • Ist es immer noch nicht soweit?
  • Wie lange turnt ihr den schon?
  • Seid ihr immer noch am üben?
  • War es ein Unfall?
  • Ist es ein Wunschkind?

Wie werde ich Empfangen? Ist die Geburt ein Trauma?

Vor dem Einzug der ganzen Techniken erlebte man manchmal bei oder während der Geburt eine Überraschung. Nachdem das Kind auf der Welt ist, stellt der Arzt überrascht fest, dass noch ein zweites Baby, mit einer Steisslage im Bauch ist. Allmählich kommt Hektik auf, weil der ganze Geburtsprozess immer noch grosse Schwierigkeiten macht. Die Glocke muss her. Es wird gezerrt, gerissen, herumgeschrien, Nervosität und Hektik breiten sich immer mehr aus und nimmt alle in den Bann. Was für eine Empfang.

Mit Hilfe der Glocke gelingt es dann, das Ungeborene aus dem Bauch zu reissen. Das Baby ist  blau. Die Sauerstoffversorgung war schlecht. Die Hektik wird noch grösser. Es geht ums überleben.
Von all dem hat die Mutter nichts mitbekommen. Sie ist in Narkose. Sie kann ihre beiden Kinder nicht empfangen, kann sie nicht in die Arme nehmen und auf ihre Brust legen um den «Faden» aufzunehmen. Die wichtige Phase der Bindung von Mutter und Kind  ist unterbrochen. Das kann Folgen haben für die Mutter und die Zwillinge haben.
Diese können sich in vielen verschiedenen Krankheitsbildern zeigen. Ebenfalls Folgen davon können Essstörungen, Verlustängste, Angstzustände, Misstrauen, Alptäume, häufiges Weinen, Reizbarkeit, Scham, fehlendes Selbstbewusstsein uvm. sein. Der ganze Geburtsprozess ist hoch traumatisch für alle Beteiligten.

Öfters höre ich Sätze wie:

  • Ich habe noch gar nie wirklich gelebt.
  • Ich habe das Gefühl nicht angekommen zu sein.
  • Ein Teil von mir ist nicht bei mir.
  • Ich fühle mich verloren.
  • Mir fehlt ein Teil.
  • Irgendwie fühle ich mich nicht ganz.

Dann taucht natürlich die Frage auf:

  • Wie war dein Empfang?
  • Wie bist du auf die Welt gekommen? 
  • Wie hat dich der erste Eindruck geprägt?
  • Warst du Willkommen?
  • Freuten sich deine Eltern auf dich?
  • Wie lange hat die Geburt gedauert?
  • War sie rechtzeitig, zu früh oder wurdest du übertragen?
  • Wurden Wehenmittel eingesetzt?
  • Gab es einen Kaiserschnitt?
  • Hatte die Mutter einen Dammriss?
  • Gab es einen Gebärmutterhalsriss?
  • Gab es einen Nabelschnurvorfall?
  • Hatte das Ungeborene eine Quer- Steiss- oder Beckenendlage?
  • Hatte die Mutter vorzeitige Wehen?
  • Gab es einen vorzeitigen Fruchtblasensprung?
  • Gab es andere Komplikationen?
  • Was war unmittelbar nachdem du auf der Welt warst?
  • Wurdest du deiner Mutter in die Arme gelegt?
  • Durftest du in Kontakt kommen mit ihr?
  • Wie hat die Aussenwelt mit dir Kontakt aufgenommen?
  • Durftest du sein?

Waren andere Dinge wichtiger?

  • Konnte die überaus tragende Verbindung von Mutter und Kind aufgenommen werden?
  • Durftest du auf dem Körper deiner Mutter liegen?
  • Konnte dadurch dein Urvertrauen gestärkt werden?

So versuche ich ein Bild zu bekommen wie der Empfang war.

  • Warst du Willkommen?
  • Gab es ein freudiges Willkommensfest?
  • Wie wurdest du Willkommen geheissen?
  • War es freudiges Willkommen sein?